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#perceive

16. August, 2024 Lea-Maria Kneisel

In order to shift your perspective, you have to turn your fucking head.

„Was wäre, wenn meine Körperzellen die Schönheit um mich herum komplett wahrnehmen könnten und sich ihr hingeben würden?“. Mit dieser Frage ist das Temporary Collective, das aus Dragana Alfirević, DISCOllective, Jana Jevtović, Beno Novak, Jan Rozman und Dejan Srhoj besteht, vor zwei Jahren in die Recherche zur Arbeit von Deborah Hay gestartet.

Obwohl alle sechs Genannten in unterschiedlichen Bereichen der darstellenden Kunst tätig sind, ihre eigenen künstlerischen Projekte realisieren, unterrichten, über Tanz schreiben, selbst studieren, kuratieren, produzieren und als Clowns und/oder Lektoren arbeiten, einte die Mitglieder der Nomad Dance Academy Slowenien zu diesem Zeitpunkt das Bedürfnis danach, sich der Arbeit der wegweisenden amerikanischen Choreografin Deborah Hay zu nähern. "Wir sechs haben auch schon vorher an verschiedenen Projekten in unterschiedlichen Konstellationen immer wieder zusammengearbeitet. Oftmals luden wir uns zur Zusammenarbeit ein - manchmal in einer eher kollaborativen Art und Weise, manchmal in eher hierarchischen Strukturen, und ein anderes Mal stellten wir genau diese Strukturen in Frage. Aber für dieses Projekt haben wir beschlossen, uns selbst einen Rahmen zu schaffen, um mit Deborah Hay zu arbeiten", erklärt Dragana Alfirević. „Wir wollten aus mindestens drei Gründen mit Deborah Hay zusammenarbeiten.“, so Dragana Alfirević. „Zum einen wollten wir von ihr lernen, da sie eine Quelle von Ideen und Wissen ist; zum anderen wollten wir in Kontakt mit der Geschichte unserer Kunst sein, mit jemandem, zu dessen Schule, wenn man hier von so etwas sprechen kann, wir glauben, zu gehören; und der dritte Grund war der, dass wir eine starke (historische) Figur brauchten, die für die Tanzpraxis als eigenständige Kunstform eintritt, also nicht als etwas, wo man sich "auf den richtigen Tanz" vorbereitet.“

"Die einfache Verschiebung der Perspektive, die passiert, wenn man den Kopf dreht und anders positioniert, hat schon eine enorme Verschiebung in meiner eigenen Wahrnehmung bewirkt."

#residenz

Also begann die Gruppe mit einer gründlichen Recherche, indem sie sich Aufführungen von Deborah Hay ansah und ihre Bücher las. Sie setzten sich mit der Choreografin in Verbindung und luden sie im Juni 2023 für einen Monat zu sich ein. Bei dieser Gelegenheit teilte Hay einige ihrer zahlreichen Tools, die als "unmögliche Aufgaben" formuliert sind und die speziell dazu dienen, die eigene Wahrnehmung zu schärfen und zu formen. Das Temporary Collective beschäftigte sich immer intensiver mit diesen Tools.

"Turn your fucking head" war eine Aufgabe, die Deborah Hay den Künstler*innen stellte. "Die einfache Verschiebung der Perspektive, die passiert, wenn man den Kopf dreht und anders positioniert, hat schon eine enorme Verschiebung in meiner eigenen Wahrnehmung bewirkt. Aber auch zum Beispiel das Tool namens „Thank you“, bei dem ich durch den Raum gehe und viele Male 'Danke' sage, hat mich persönlich dazu gebracht, mich selbst, andere und die Dinge um mich herum anders wahrzunehmen. Wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, ist es erstaunlich und aufregend, die eigene Wahrnehmung zu erforschen." Hay's Methoden zeigten oft, wie unterschiedlich die Wahrnehmung funktionieren kann. Es wurde auch deutlich, welches politische Potenzial in der Erforschung der Unterschiede zwischen der Wahrnehmung anderer und der eigenen liegt. "Wir haben herausgefunden, dass unsere Wahrnehmung zwar individuell wahr ist, aber für jeden Menschen anders ist und es deshalb nicht eine, sondern viele Wahrheiten gibt. Auf diese Weise war es Deborahs Aufgabe, uns den Boden unter den Füßen wegzuziehen."

#practice

Nach dem ersten Besuch wurde ein Jahr lang regelmäßig geprobt, bevor Deborah Hay 2023 zu einem zweimonatigen Besuch zurückkehrte, bei dem sie den Künstlern eine Partitur für eine Aufführung gab, die sie auf deren eigenen Wunsch hin choreografiert hatte. In der Partitur ging es in erster Linie um die Beziehung zwischen jedem Einzelnen in der Gruppe und den anderen, den sie umgebenden Raum und die Musikalität, die dieser Raum enthält. Das Temporary Collective führte diese Partitur mehrmals auf, bevor es zu einer Residenz in den Uferstudios kam und seine Arbeit am 18. Juni im Heizhaus zeigte. Die Hauptfrage, die die Gruppe in dieser Zeit leitete, lautete: Welche Beziehung besteht zwischen Tanzpraxis und Performance und was sind die richtigen Bedingungen, wenn Tanzpraxis zu Performance werden kann? Die Spannungen, Beziehungen und Möglichkeiten zwischen dem Raum der Forschung/Praxis und dem Raum der Aufführung für das Publikum sind der Antrieb für diese Residenz und die Arbeit des Kollektivs im Jahr 2024.

Das Temporary Collective war vom 12. bis 18. Juni 2024 im Rahmen des Life Long Burning-Moduls „Creative Crossroads“ in den Uferstudios. Creative Crossroads unterstützt aufstrebende Künstler*innen, die von den einzelnen Netzwerkmitgliedern nominiert werden, mit finanzieller und struktureller Unterstützung über einen Zeitraum von zwei Jahren. Das Temporary Collective wurde über die Nomad Dance Academy Slovenia nach Berlin eingeladen. Life Long Burning wird kofinanziert durch das Programm Kreatives Europa der Europäischen Union.

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