Historie
Vor 300 Jahren lag das Gelände der Uferstudios auf der Pankeinsel, die nördlich von einem künstlich angelegten Mühlgraben, und südlich durch die Panke begrenzt wurde.
Als im 19. Jahrhundert in der wachsenden Metropole Berlin der öffentliche Nahverkehr boomt, eröffnet die erste Pferdebahnstrecke zwischen Rosenthaler Platz und Badstraße. Hiermit beginnt die Bebauung des heutigen Areals der Uferstudios. Der Mühlgraben nördlich des Geländes wird zugeschüttet und die einstige Pankeinsel ab dem Jahr 1873 zum Transportbetriebshof für die Große Berliner Pferde-Eisenbahn. In den Folgejahren werden die Strecken ausgebaut und der Betriebshof wächst zusehends zur Hauptwerkstatt heran, sodass eine Parzelle nördlich der Uferstraße gekauft wird, die an das Areal angeschlossen wird. Auf diesem Gelände, den heutigen Uferhallen, sind einige der ursprünglichen Gebäudeteile noch erhalten, unter anderem die charakteristische Sheddachhalle, die seinerzeit von Joseph Fischer-Dick gestaltet wurden.
Die Entwicklung des elektrischen Antriebs bedingt bald schon die Verdrängung der Pferdebahnen, sodass zwischen 1896 und 1902 der Standort seinen Betrieb vollständig auf elektrisch betriebene Straßenbahnen umstellt.
Von 1926-1931 wird das Gelände der heutigen Uferstudios durch Jean Krämer, dem “Hausarchitekten der Berliner Straßenbahn” und Pionier des modernen Industriedesigns, einheitlich mit jenen Gebäudeteilen bebaut, die auch heute noch erhalten sind.
Obwohl das Gebäudeensemble der Uferstudios die klaren Linien und Formen der neuen Sachlichkeit aufweist, ist in den Bauwerken Krämers ebenso sein Hang zur Dekoration zu finden, die den architektonischen Expressionismus prägt. Und so verbinden sich die klaren Linien und Fluchten von Perspektiven in den Uferstudios mit Fassaden, die zeitgleich auch über Zierde verfügen und laut dem Autor Klaus Konrad Weber „vielleicht das Schönste dar[stellen] (…), was er [Krämer] geschaffen hat.“
Am 1. Januar 1929 gründet sich die Berliner-Verkehrs-Gesellschaft (BVG), die das Gelände als “Hauptwerkstatt Straßenbahn” übernimmt. Im Jahr 1934 hat die Hauptwerkstatt in Gesundbrunnen den wahrscheinlich höchsten Mitarbeiterstand zu verzeichnen: insgesamt arbeiten hier 927 Lohnempfänger und 58 Angestellte.
Nach Kriegsende werden die Bombenschäden auf dem Gelände behoben und der Betrieb läuft langsam wieder an. In der Nachkriegszeit wird das Gelände zunächst erneut als Straßenbahnbetriebshof genutzt. Durch die Teilung Berlins wird im westlichen Teil der Stadt der Verkehr auf der Straßenschiene eingestellt, weshalb das Gelände 1961 als Straßenbahnbetriebshof schließt und von nun an als Hauptwerkstatt für Omnibusse weiterbetrieben wird. Nach der Wiedervereinigung wird der Standort zur “Zentralen Omnibuswerkstatt”, die sich im Laufe der 1990er-Jahre auf Sonderanfertigungen von Stadtmöbeln und (historische) Omnibusnachbauten spezialisiert.
© BVG-Archiv
Bildarchiv Foto Marburg
© BVG-Archiv
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2007/2008 schließt die zentrale Omnibuswerkstatt. Das Gelände auf der ehemaligen Pankeinsel, wie auch jenes nördlich der Uferstraße, werden an die private Uferhallen Immobilien AG verkauft.
Zu dieser Zeit gibt es bereits Bestrebungen in der Berliner Tanzszene, als Ergänzung zu den bestehenden Standorten für zeitgenössischen Tanz einen Ort zu errichten, der es ermöglicht, die Leerstellen und den großen Probenraumbedarf der Künstler*innen zu decken. Aus der Bewegung der Berliner Tanzszene, vertreten durch den zeitgenössischen tanz berlin e.V. und weiters dem Netzwerk TanzRaumBerlin, bildet sich die Uferstudios GmbH, die durch die ideelle Unterstützung des Berliner Senats für zunächst 25 Jahre das Teilgelände auf der einstigen Pankeinsel anmietet. Nach Zwischennutzung beginnt im Januar 2010 der Umbau, finanziert durch die Stiftung Klassenlotterie Berlin mit 3,2 Mio Euro und geleitet von Anderhalten Architekten (Planung) und Jahn Architekten (Bauausführung).
Im Jahr 2012 gelingt es der Uferstudios GmbH einen Erbpachtvertrag auf die Bauten in der Uferstraße 23 für 196 Jahre abzuschließen und das Gelände bis zum Jahr 2208 für künstlerische Nutzung zu sichern. Erneut dank einer Förderung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und des Landesdenkmalamts Berlin kann in 2019 auch der sanierte Heizhauskomplex eröffnet werden.
Die Aufmerksamkeit auf diesem Gelände galt stets der Bewegung im städtischen Raum, und durch die Hinwendung zum zeitgenössischen Tanz wird dieser Schwerpunkt auf der ehemaligen Pankeinsel auch lange noch erhalten bleiben!